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Von Nele Marie Spicker

GIEßEN. Prüfungsstress, Notendruck und private Probleme –  das alles kann schnell zu viel werden. In diesen und anderen Fällen bietet die Psychologische Beratungsstelle (PBS) der Justus-Liebig-Universität den Studierenden die Möglichkeit, fachgerechte Hilfe, Beratung und weitere Unterstützung zu erhalten, um das Studium fortsetzen zu können. Seit März 2022 gibt es diese Angebot. Die Beratung ist kostenlos und kann nicht nur während des Semesters, sondern auch in der vorlesungsfreien Zeit wahrgenommen werden. Alle Mitarbeiter*innen der Stelle unterliegen der allgemeinen Schweigepflicht. Das Team der PBS setzt sich aktuell aus vier psychotherapeutisch qualifizierten Psycholog*innen zusammen.

Die Anliegen und Probleme, mit denen man zur Beratungsstelle kommen kann, sind breit gefächert und beinhalten unter anderem studienbezogene Probleme, wie Lernschwierigkeiten, Konzentrationsprobleme oder Prüfungs- und Versagensängste, persönliche Probleme, wie familiäre Konflikte oder Beziehungs- und Partnerkonflikte, und psychische Belastungen wie Depressionen, Angstzustände, Selbstverletzungen, Suizidgedanken, psychosomatische Beschwerden, Essstörungen, Zwänge oder Suchtprobleme, sowie allgemeine Krisensituationen. Die zentralen Aufgaben und Ziele der Beratungsstelle seien nach Sven Auerswald, einem der Berater in der PBS, die „Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Studierfähigkeit der Studierenden, die Weitervermittlung an entsprechende Hilfsangebote und das Verstärken der Motivation zur Inanspruchnahme von Angeboten der psychotherapeutischen/ärztlichen Regelversorgung“.

Die Terminvereinbarung für ein persönliches Gespräch erfolgt über den QR-Code auf der Website der Beratungsstelle oder über die zentrale Lernplattform ILIAS. Dort kann man sich zu einem passenden Termin in einen Sprechstundenkalender eintragen. Dabei gibt es eine Ausnahme zu beachten: Da einige der Berater*innen am Fachbereich 06 in der Lehre tätig sind, sollte man sich, sofern man selbst Psychologie studiert, ausschließlich bei Herrn Henze und Frau Herrmann für einen Termin eintragen.

Nach Auerswald sei die Resonanz sehr gut: „Studierende greifen täglich auf das Angebot zurück. Seit Frühjahr 2022 haben über 1419 Studierende ein oder mehrere Beratungsgespräche in Anspruch genommen. Insgesamt haben über 3302 Beratungssitzungen stattgefunden (Stand Dezember 2024).“

Der Unterschied zu herkömmlicher Psychotherapie sei die Spezialisierung auf eine Zielgruppe und die Tatsache, dass ein Termin ohne etwaige Hindernisse, wie beispielsweise eine lange Wartezeit, wahrgenommen werden könne: „Das Angebot der PBS ist niederschwellig und maßgeschneidert und steht allen Studierenden der JLU offen. Die PBS ist eine Anlaufstelle, die möglichst unbürokratisch und ohne große Hürden von belasteten Studierenden aufgesucht werden kann. Die PBS bietet Beratung und keine Psychotherapie an, d. h. die Inanspruchnahme ist für Studierende ggf. auch im Hinblick auf spätere Krankenversicherungen oder Verbeamtung völlig unproblematisch.“

Auf die Frage, was der schönste Moment bei der Arbeit in der PBS sei, antwortet Sven Auerswald: „Besonders schön ist natürlich, wenn am Ende unsere Studierenden genau das erreichen, was sie sich vorgenommen haben (z. B. Prüfung geschafft, Thesis endlich abgegeben, Krise bewältigt). Für mich persönlich ist der erste schöne Moment tatsächlich gleich zu Beginn: sich einer fremden Person zu öffnen, um über persönliche Herausforderungen und Schwierigkeiten zu sprechen, erfordert sehr viel Mut. Denn in dem Moment, wo ich über schwierige Dinge mit jemand Fremden spreche, gebe ich ihm mein ‚feines Porzellan‘“. Mich berührt dieser enorme Vertrauensvorschuss zu Beginn zutiefst, und er motiviert mich, auch der hilfesuchenden Person gerecht zu werden.“ 

Der wichtigste Ratschlag für Studierende sei, mit irgendjemandem über Sorgen und Probleme zu sprechen: „Das können gute Freund*innen oder die Familie sein, aber auch der Hausarzt/die Hausärztin oder ein universitärer Berater. Das können auch Psychotherapeut*innen sein. Oft sehen wir selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht. Da ist eine Außenperspektive hilfreich, um neue Lösungswege aufzuzeigen. Sich Unterstützung zu suchen, damit es wieder rund laufen kann, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Souveränität und Stärke“, so Sven Auerswald.

Auf der Website der Psychologischen Beratungsstelle sind zusätzliche Online-Materialien, wie das Online Self Assessment, Web based Trainings, Podcasts und Coffee Lectures, zu finden. Weitere Angebote sind das Stammtisch-Treffen für Studierende mit körperlicher und/oder psychischer chronischer Erkrankung, um ein barrierefreies Studieren an der JLU zu ermöglichen und kostenlose Entspannungs- sowie Zeitmanagementtrainings.

Der neue Standort der PBS befindet sich seit Ende März in der Rathenaustraße 10 im 4. Stock. Informationen und Kontakt: www.uni-giessen.de/pbs