https://unsplash.com/de/fotos/eine-wand-die-mit-vielen-verschiedenen-arten-von-aufklebern-bedeckt-ist-rwNpNQv0uNU, Foto: Mireille Raad

Von Sina Künkel

Oftmals denken wir bei Spielen im Unterricht an Lückenfüller. Die Dozentin Karla Solbach möchte dieser Sichtweise entgegenwirken und eröffnete im Sommersemester 2023 mit ihrem Seminar „Spiele im Literaturunterricht“ einen neuen Blick auf den Zusammenhang von Spielen und Lernen.

„Das Thema klang sehr ansprechend, da mich interessiert, auf welche Weise verschiedene Spiele in den Unterricht eingebracht werden können“, berichtet eine Studentin. Ziel des Seminars war, sich mit verschiedenen Spielen, mit ihren Chancen und Grenzen zu befassen und das Wissen über deren Einsatzmöglichkeiten zu erweitern. Auch Karla Solbach betont, dass diese spielerischen Aktivitäten zu literarischen Lernprozessen anregen sollen.

Zu Beginn der Veranstaltung wies die Kursleiterin auf die Relevanz des Themas in der Schule hin. Nach der Einführung erfolgte eine zweiwöchige Stationsarbeit. Solbach erklärte dazu: „In den zwei Sitzungen hatten die Studierenden die Möglichkeit, Spiele auszuprobieren, die ich mitgebracht hatte.“ Escape Rooms, Story Cubes und Black Stories sowie weitere Aktivitäten standen zur Auswahl. Die Kursteilnehmenden sollten sich ein Spiel aussuchen und eine Präsentation vorbereiten. Es ging dabei um Fragen wie zum Beispiel: Wie kann die Bedeutung von Sprache und Gesellschaft über Darstellendes Spiel und Rollenspiele vermittelt werden? Wir können digitale Spiele für Lernprozesse genutzt werden? „Die verschiedenen Spiele waren mir teilweise bekannt, jedoch waren für mich die Präsentationen mit den Unterrichtsideen und wie diese auf unterschiedliche Themen bezogen werden können, sehr lehrreich“, erläuterte eine Kursteilnehmerin.

Auch die aktive Einbindung der Kommiliton*innen war ein großer Pluspunkt des Seminars. In Gruppen wurden Spiele erprobt und über ihre Chancen und Grenzen für den Einsatz im Unterricht diskutiert. Solbach entschied sich bewusst für diese Seminarstruktur und äußerte dazu: „Ich habe die Hoffnung, dass durch das Ausprobieren eine Lockerung mit reinkommt und auch die Möglichkeiten eröffnet werden, die es gibt.“

Bei den Story Cubes handelt es sich um ein Gruppenwürfelspiel. Die fünf Würfel bilden verschiedene Motive ab, damit sollen die Spielenden ein Märchen entwickeln. Eine Person beginnt, die anderen Gruppenmitglieder knüpfen an die Geschichte an, sodass sich eine Handlung ergibt. Für den Unterricht bedeutet das, dass die Schüler und Schülerinnen ihre Kreativität fördern können und gleichzeitig die Merkmale eines Märchens beachten und einbauen müssen. Aus dieser Kombination resultiert ein spielerisches Lernen. Ein Nachteil ist jedoch die Schwierigkeit, alle Würfelmotive in eine sinnvolle Geschichte einzubauen, da diese sehr unterschiedlich sein können. Eine zusätzliche Herausforderung stellt das Einbinden der Merkmale und der Sprache eines Märchens dar.

Eine weitere Möglichkeit bietet das Literaturquiz. Hier finden sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Kleingruppen zusammen und erhalten Karten mit Quizfragen aus dem Bereich Germanistik. Auf den Karten sind mehrere Möglichkeiten angegeben und die Aufgabe besteht darin, dass die Kommiliton*innen die richtige Antwort nennen müssen. Das Literaturquiz eignet sich als Chance im Deutschunterricht, um das Wissen der Schüler*innenschaft zu erweitern und auch das bereits erworbene Wissen zu festigen. Eine Grenze könnten zu anspruchsvolle Fragen sein. Hier gilt es, genau das jeweilige Lernniveau zu beachten.

Konkrete Vorschläge für den Einsatz sowie für die Beurteilung von Chancen sowie Grenzen sind für Karla Solbach essentiell. Auch die Gruppengröße kann ein Hindernis sein: „Die Gesellschaftsspiele sind grundsätzlich nicht auf dreißig Kinder ausgerichtet, wie können dort Anpassungen erfolgen?“ Solche Überlegungen und auch Lösungsvorschläge, zum Beispiel die Kleingruppenbildung, sollten im Seminar konkret erprobt werden, ebenso den Einsatz in den unterschiedlichen Unterrichtsphasen, also als Einstieg, als Wissensfestigung oder als Selbstkontrolle.

„Aus diesem Seminar nehme ich alle vorgestellten Spiele mit. Ich hatte davor keine Idee, wie diese effektiv im Literaturunterricht eingesetzt werden können. Und die werde ich definitiv im Referendariat oder im späteren Berufsleben anwenden“, so eine Studentin nach dem Seminar.