Von Katharina Kovacs
Hungen Die winzige Bühne wirkt in der großen Schäferstadt-Halle etwas verloren. Neben Turnringen und vor regionalen Reklamebannern steht sie wie ein kleiner schwarzer Kasten – geschmückt mit Lichterketten, einigen Weihnachtsmännern und grünen Tannen aus Holz. Als Annett Renneberg die Bühne betritt und an dem rot eingedeckten Tisch Platz nimmt, das Licht im Saal erlischt und die Scheinwerfer in Grün und Rot aufleuchten, kommt jedoch Weihnachtsstimmung auf.
Lebhaft, besinnlich und durchaus vergnüglich las Annett Renneberg an diesem Samstagabend im Dezember Gedichte und Geschichten rund um Weihnachten vor. Die Schauspielerin, bekannt aus dem Tatort und Donna-Leon-Verfilmungen, unterhielt das Publikum mit einem gut durchdachten Programm. Rund 200 Zuschauer*innen lachten laut, als Renneberg von einem studentischen „Nikolaus“ erzählte, der sich in aller Seelenruhe Whiskey servieren ließ und Kinder ermutigte, in der Schule den Lehrer*innen zu widersprechen: „Nur dumme Kinder glauben alles, was die Lehrer erzählen“. Das Publikum schmunzelte über das Gedicht der Weihnachtsmaus von James Krüss: „Die Weihnachtsmaus ist sonderbar, sogar für die Gelehrten, denn einmal nur im ganzen Jahr entdeckt man ihre Fährten“ und seufzte über Erich Kästners Geschichte Felix holt Senf über den Jungen, der fünf Jahre lang verschollen blieb, als er für seinen Vater Senf kaufen sollte.
Mit Aufleuchten des Turnhallenlichts am Ende der Lesung war es mit der andächtigen Stimmung schnell vorbei – ein Veranstaltungsort mit mehr Gemütlichkeit wäre wünschenswert gewesen. Trotzdem hinterlässt der Abend ein wohliges Gefühl und die Freude an der Vielfältigkeit der Literatur überwiegt.
Ein kurzweiliger Abend mit 16 „besinnlich-vergnüglichen“ Gedichten und Geschichten. Passend für all diejenigen, die sich auf das näher rückende Weihnachtsfest einstimmen wollten.