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Von Tabea Henkel

BookTok ist Teil der Socialmedia App TikTok, die vor allem von jungen Menschen genutzt wird. Sie ist für kurze und unterhaltsame Videos bekannt, in denen die Nutzer*innen Inhalte aus ihren Leben teilen. Seit 2020 lässt sich der Hashtag BookTok dort finden. Mittlerweile hat dieser über 149 Milliarden Aufrufe und täglich werden unzählige Beiträge unter diesem hochgeladen. Es handelt sich dabei also nicht um einen kurzweiligen Trend, sondern um einen festen Bestandteil der App. Die User*innen posten Rezensionen, stellen Szenen aus Romanen nach oder zeigen ihr Bücherregal.

In der Lesecommunitiy sind vor allem junge Menschen aktiv, die dort ihre Begeisterung für Literatur mit anderen teilen. Aber was genau macht die Plattform so attraktiv? Welche Bücher werden überhaupt empfohlen? Diese und weitere Fragen sollen im Interview mit der Nutzerin Nele Theis, die seit 2021 auf BookTok aktiv ist, geklärt werden. Sie studiert Germanistik und möchte später selbst im Verlagswesen arbeiten. Sie ist wie der Großteil der User*innen Anfang zwanzig und eine begeisterte Leserin.

Was sind die Inhalte der Videos, die dir angezeigt werden? 

Nele: Hauptsächlich sehe ich Rezensionen. Es werden zum Beispiel Jahres- oder Monatsfavoriten vorgestellt. Häufig wird nach bestimmten Kategorien bewertet. In einigen Beiträgen werden Bücher gezeigt, die zu einer konkreten Stimmung passen oder ein bestimmtes Gefühl vermitteln. Es sind also keine typischen Empfehlungen, wie man sie sonst kennt. Generell sind die meisten Videos sehr kurz und oft werden innerhalb weniger Sekunden mehrere Romane vorgestellt. Mittlerweile sind auch Buchhandlungen, wie Hugendubel, auf BookTok aktiv. Auf den Accounts zeigen zum Beispiel Mitarbeiter*innen, was sie momentan lesen. Außerdem werben auf der App auch Autor*innen selbst für ihre Werke und lesen daraus vor. 

Welche Bücher werden dir empfohlen? 

Nele: Ich erhalte fast nur Empfehlungen aus dem Genre New Adult. Die Protagonist*innen dieses Genres sind junge Erwachsene zwischen 18 bis 29 Jahren, die mit typischen Herausforderungen des Erwachsenenwerdens konfrontiert sind. Hauptsächlich werden mir aus diesem Genre Liebesgeschichten vorgestellt. Die Community ist international, deshalb werden mir auch viele englische Romane angezeigt. Ich lese in letzter Zeit auch gelegentlich Krimis, dazu erhalte ich aber keine Rezensionen. Es werden also oft Bücher aus denselben Genres vorgestellt, die eine ähnliche Handlung haben.

Hast du aufgrund dieser Rezensionen schon Bücher gekauft, und wenn ja, welche? 

Nele: Ja, ich habe schon mehrere Romane gekauft, die ich über die Plattform entdeckt habe. Eins davon ist der englische Roman „The Song of Achilles“ von Madeline Miller. Er basiert auf der griechischen Mythologie und erzählt die Liebesgeschichte zwischen Patroculus und Achilles. Es ist erst durch BookTok sehr bekannt geworden, obwohl er schon vor einigen Jahren erschienen ist. 

Was gefällt dir an BookTok besonders gut? 

Nele: Die Videos sind meisten von Nutzer*innen, die ungefähr genauso alt wie ich sind. Dadurch habe ich das Gefühl, dass die Empfehlungen mehr meinen Geschmack treffen als bei einer Beratung in einer Buchhandlung. Außerdem finde ich das Videoformat ansprechender als beispielsweise geschriebene Bewertungen. Hinzu kommt, dass durch die kreative Visualisierung oder spannende Zitate schnell das Interesse geweckt und man als Leser*in neugierig wird. Mir gefällt auch, dass ich gelegentlich Bücher von unbekannten Autor*innen entdecke, die ich sonst weniger wahrnehmen würde.

Liest du mehr, seitdem du dort aktiv bist?

Nele: Ich habe schon immer viel gelesen. Wenn mir aber auf BookTok viele Empfehlungen angezeigt werden und ich diese Bücher dann kaufe, dann lese ich teilweise mehr als sonst.

Denkst du, BookTok kann bei Personen, die wenig lesen, das Interesse an Literatur wecken? 

Nele: Ich glaube, TikTok ist generell ein gutes Medium, um junge Menschen zu erreichen. Vor allem wenn ein Video viral geht, erreicht dieses viele Personen. Deshalb sehen auch Nutzer*innen, die nicht aktiv nach BookTok suchen, teilweise die Inhalte aufgrund der Algorithmen. Auf diesem Weg können also Personen, die sich eigentlich nicht für Literatur interessieren, erreicht werden. So kann ein erstes Interesse geweckt werden.