Interview von Maret Zeino-Mahmalat
Rosa und Bella sind leidenschaftliche Rap-Fans und studieren gemeinsam Angewandte Theaterwissenschaften (ATW) an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Sie wollen das gemeinsame Musikhören und Darüberquatschen mit Euch teilen. Der Podcast adlibs dreht sich rund um deutschsprachigen Rap von FLINTA*s (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binäre, Trans, Agender). Darin himmeln sie Künstler*innen an, berichten von ihrem Musikvideo-Binge-Watching, droppen Gerüchte und pumpen Mukke.
In diesem Interview geben sie genauer preis, was sie verbindet, woher ihre Leidenschaft kommt und wie sie heimlich davon träumen, fame zu werden.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
BELLA Rosa und ich haben uns kennengelernt, weil wir gemeinsam den Master der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen angefangen haben.
ROSA Ich glaube, in einer der ersten Vorstellungsrunden haben wir beide gesagt, dass wir feministischen Rap nice finden. Da haben sich unsere Augen getroffen.
Woher kommt eure Liebe zum Rap?
ROSA Meine Liebe zum Rap ist auf jeden Fall mit Sookee entstanden, eine Rapperin aus Deutschland/Berlin. Davor war es halt nur so ein Ding, dass so krasse Boys rappen Können, mit sehr sexistischen Inhalten. Meine Schwester hat mir Sookee gezeigt und dann haben wir das rauf und runter gehört und waren so: „Hey, es gibt auch mega nicen Rap.“
BELLA Die Liebe zu Rap habe ich mir erst wirklich zugestehen können, als vor allem weibliche Rapperinnen in mein Blickfeld gerückt sind. Weil ich da einfach mehr zu Themen relaten konnte. Mich hat die Kraft fasziniert. Die Wut und Gefühle, die rausgelassen werden, die ich in meinem alltäglichen Leben nicht so oft preisgebe. Mir hat das gezeigt, dass ich diese Gefühle auch haben kann und rauslassen kann.
Wie entsteht eine neue Folge adlibs?
ROSA Wenn wir eine Folge machen, dann haben wir meistens Termine schon über das nächste halbe Jahr eingeschrieben. Wann die Folgen rausgehen und wir sie abschicken müssen.
BELLA Die Themenfindung ist zum Teil unterschiedlich. Manchmal sind es Sachen, die uns auffallen, in Songs, die wir hören. Themen, die verhandelt werden. Ein Musikstil, der uns auffällt. Oder ein Titel, der sich durch verschiedene Songs zieht. Dann suchen wir im Vorhinein Songs, die wir spielen wollen. Recherchieren jeweils zu den Themen und Künstler*innen, lesen Texte über sie, schauen Interviews, hören ihre Musik, bilden uns eine Meinung.
ROSA Oft ist es Bella, die neue Ideen hat, by the way (lacht). Props to Bella. Dann treffen wir uns und besprechen uns, aber erzählen uns noch nicht ganz alle Infos, weil sonst wärs ja danach langweilig. Und dann nehmen wir einfach auf.
BELLA Wir tauschen uns darüber aus, was wir über die Künstler*innen denken und was wir bei den Songs fühlen.
ROSA Und dann schneiden wir. Wir haben gemerkt, dass es nicer ist, an einem anderen Tag zu schneiden als aufzunehmen. Für den relaxing moment.
Was bedeutet in eurem Podcast die Repräsentation von FLINTA*-Rap für euch?
ROSA Ich finde es extrem wichtig, dass wir Rap von FLINTA*-Personen repräsentieren, weil die Rapszene immer noch sehr männlich dominiert ist, was superschade ist. Aber nicht nur männlich-dominiert, sondern auch misogyn-sexistisch. Das finde ich richtig scheiße, dass es heißt, wenn du Rap machen willst, musst du so misogyne Scheiße droppen. Oder Rassismus und Klassismus ist auch viel in den Texten vorhanden.
BELLA Aber wir wollen auch zeigen, da sind nicht nur cis-männliche Dudes, die rappen, sondern es gibt verdammt viele FLINTA*-Rapper*innen. Und die sind auch verdammt unterschiedlich und nicht in eine Kategorie zu pressen.
ROSA Deswegen finde ich es mega nice, dass über die Zeit bei uns eine Playlist und Sammlung von FLINTA*-Artists entsteht.
Welche Folge hat euch am meisten Spaß gemacht, aufzunehmen?
BELLA Ich mag die Folge Crush im Herbst sehr gerne, weil wir viel Spaß hatten, sie aufzunehmen. Es ist irgendwie auch eine emotionale Folge aufgrund der Thematik.
ROSA Eigentlich kann ich nicht sagen, was mir am meisten Freude gemacht hat. Okay, doch. Die Live-Folge auf jeden Fall. Das war echt spaßig, das müssen wir öfters machen. Da haben wir zwei Artists eingeladen aus Frankfurt und Darmstadt. Es war einfach cool, mit anderen Leuten live im Raum zu sein.
Was ist euer favorite kind of rap? Kuschel oder Kontra?
ROSA Ebow momentan. Politische Inhalte, good Beats, nice Flows.
BELLA Ich möchte mich gar nicht entscheiden, das kommt ganz auf meine Stimmung an. Manchmal mag ich den Auf-die-Fresse Rap, der ballert und mir Mut macht und Kraft gibt, Emotionen rauszulassen, bei denen es mir sonst schwer fällt im Alltag. Aber auch der emotionale soft Rap catcht mich manchmal. Das ist ganz situativ.
Habt ihr selbst Bock zu rappen?
BELLA In unserer letzten Folge haben wir darüber geredet, über welche Stadt wir einen Rap machen würden. Wir haben gesagt, wenn 100 Leute einen Gießkannen-Emoji unter unseren letzten Post posten, dann machen wir einen Rap über Gießen. Es bleibt ein kleiner Running-Gag, bei dem man nicht weiß, wie viel daran Ernst gemeint ist.
ROSA Na klar hab ich Bock zu rappen! Ich hab ja auch schon gerappt, follow me on Instagram.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft von adlibs?
ROSA Ich wünsche mir, dass diese Live-Folgen mehr passieren. Ich wünsche mir natürlich auch, dass wir Leute ins Studio einladen. Dementsprechend fände ich es toll, wenn wir finanziell unterstützt werden würden von irgendwem, damit wir diese Menschen dann auch bezahlen können.
BELLA Da wir das ja alles ohne Budget machen und kein Geld damit verdienen, sind unsere Kapazitäten da rar.
ROSA Someone has cash out there?
BELLA Ich wünsche mir, sehr viele weitere Gespräche mit Rosa zu haben. Mein Traum ist es ja, dass wir mal eine Veranstaltung zusammen moderieren und vielleicht noch mehr Interviews mit Rapper*innen haben können.
Hier findet ihr den Link zum adlibs-Podcast:
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