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Von Sina Künkel

Kaum noch jemand hört Radio, denn jetzt sind Podcasts beliebt und verbreitet. Daher bietet Dr. Hans Sarkowicz am Institut Germanistik regelmäßig ein Projekt- und Produktionsseminar an, in dem Studierende alle Schritte von Skript bis Schnitt lernen.

So auch im Sommersemester 2023. Unter dem Titel Neue Wege im Podcast werden viele praktische Übungen für die eigenständige Produktion eines Podcasts angeboten. Dabei arbeiten die Studierenden mit einem angesehenen Rundfunk-Experten zusammen: Sarkowicz war bis 2021 Leiter des Bereichs Literatur und Hörspiel beim Hessischen Rundfunk. Seit über zehn Jahren arbeitet er zudem als Dozent am Institut für Germanistik. Das Ziel des aktuellen Seminars sei es, „alle Fehler, die unterlaufen können, anzusprechen und auch die Tricks für ein qualitatives Tondokument kennenzulernen“, so Sarkowicz. Aus diesem Grund hat sich auch eine Studentin eingetragen und berichtet: „Ich habe den Titel ‚Neue Wege im Podcast‘ total interessant gefunden und es ist auch ein praxisbezogenes Seminar. Es ist sehr alltagsnah und nicht so fern von dem, was wir sonst immer lernen.“ Ein weiteres Ziel ist, „dass die Kursteilnehmenden die Produktion von Podcasts erlernen, um diese in ihrem späteren Beruf in der Schule einzusetzen und mit der Schülerschaft eigene Podcasts entwickeln zu können“, äußerte Sarkowicz.

Gestartet wurde zunächst mit dem gesetzlichen Rahmen als journalistisch-ethische Grundregel. Hierzu gehören die Musikrechte, das Urheberrechtsgesetz und der Presse-Codex. „Ich muss überlegen, verletze ich damit Menschen, verletze ich religiöse Gefühle oder beleidige ich jemanden. Man muss sich im Klaren sein, was online gebracht wird“, führt Sarkowicz bezüglich des Presse-Codex aus. Die Sprache selbst und wie diese eingesetzt wird, ist hier von Bedeutung.  

Danach folgte eine Rezension: Es war eine Herausforderung, Texte zu schreiben, die nur zum Hören bestimmt sind. Dabei gibt es Prinzipien zu beachten, sodass die Zuhörer*innen alles verstehen können. „Zu schreiben, wie gesprochen wird, ist wichtig. Das muss man lernen. Ein Podcast ist kein wissenschaftlicher Text und stellt somit eine Herausforderung dar. In der Universität schreiben wir immer nur wissenschaftlich und daher war es voll cool, mal etwas anderes zu machen“, berichtete eine weitere Kursteilnehmerin.

Die Rezensionen wurden im Plenum vorgetragen, sodass die Studierenden erkennen konnten, was beim Vorlesen beachtet werden muss: die Betonung, das Luftholen oder auch die Länge eines Satzes. „Diese Dinge sind wirklich wichtig und man sollte sich vorher bewusst sein, dass auf der anderen Seite jemand sitzt, der auch nur bestimmte Längen hört. Man merkt sehr schnell, wenn die Aufmerksamkeit nachlässt. Vor allem, wenn es ellenlange Sätze sind“, betonte Sarkowicz.

Nicht nur das Schreiben für das Hören ist essentiell, das Sprechen vor dem Mikrofon gehört auch dazu. Es gibt Regeln und Tricks für das Sprechen, die bis zum Podcast beherrscht werden müssen. Die Aussprache und Betonung im Deutschen ist manchmal sehr umstritten, wie beispielsweise bei dem Wort „König“, welches Sarkowicz aufgriff. Wird dieses Wort mit einem „ch“ oder mit einem „ig“ am Ende ausgesprochen? „Denn alles, was ein ‚ig‘ am Ende hat, muss mit einem ‚ch‘ ausgesprochen werden. Eigentlich müsste es dann auch Königreich mit einem ‚ch‘ heißen, aber im Deutschen wird es mit einem ‚ig‘ ausgesprochen“, erläutert er. Solche Grundlagen und Tipps wurden in der Veranstaltung geübt.

Ein weiteres Training war ein Interview. Dabei zu berücksichtigen ist beispielsweise die Regulation der Stimme, wann wird lauter und leiser gesprochen und welche Störgeräusche können auftreten?  

Dann schließlich ging es an den eigenen Podcast: Die Auswahl der Themen, die ersten Überlegungen zur Audioumsetzung von Musik und die Schnitttechniken wurden besprochen. Die Erarbeitung des Produkts erfolgte in Kleingruppen, die ein vollständiges Manuskript anfertigten und im Plenum präsentierten. Durch die Vorstellungen im Kurs konnten die Kommiliton*innen einen Eindruck von der Arbeit der anderen Gruppen bekommen und Feedback aussprechen, um die Qualität zu steigern.

Präsentiert wurden ganz unterschiedliche Themen: der erste Universitätstag, das Leben in Gießen, der Semesterplan oder auch Leichte Sprache. Für den Podcast zur Leichten Sprache überlegte sich die Gruppe ein besonderes Highlight: einen doppelten Einstieg zum Buch „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren. Zunächst wurde aus dem Original gelesen, dann folgte eine zweite Fassung in Leichter Sprache. Beide Versionen folgten also direkt nacheinander. „So kommt man wunderbar in die Geschichte rein“, erklärte Sarkowicz.

Der endgültige Schritt erfolgt in den Semesterferien – die Produktion der Podcasts. Herr Sarkowicz unterstützte bei Aufnahme und Schnitt. Dann folgte die Veröffentlichung über das Ger.Magazin, der Online-Plattform des Instituts. 

Für die Studierenden war dieses Seminar auch im Hinblick auf ihren späteren Lehrberuf eine wichtige Erfahrung. „Es ist eine coole Idee, wenn man mit den Schülern und Schülerinnen Podcasts aufnimmt. Es stellt vor allem eine gute Methode dar, um nochmal etwas zu festigen. Auch als Klausurersatz wäre das denkbar“, so eine Studentin. Eine andere Kursbesucherin bestätigte dies und fügte einen wichtigen Punkt hinzu: „Bezüglich der Schule habe ich die Beschäftigung mit den rechtlichen Grundlagen als wertvoll empfunden. Eine Lehrkraft muss wissen, was gesagt werden darf und wie etwas wiedergegeben wird. Somit sind wir als Lehrkräfte aufgeklärt und auch immer rechtlich abgesichert.“