Biografischer Hintergrund

Thomas Hettche wird am 30. November 1964 in Treis, einem Dorf am Rande des Vogelsbergs geboren und wächst dort auf. 1984 macht er sein Abitur an der Liebigschule in Gießen und studiert anschließend in Frankfurt am Main. Nach Erwerb seines Magisters, promoviert er 1999 mit der Arbeit Animation – Geschichte von Anatomie und Pornographie auf der Folie Venedigs. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. 

Thomas Hettche stand mit seinen Romanen Woraus wir gemacht sind (2006), Die Liebe der Väter (2010), Pfaueninsel (2014) und Herzfaden (2020) auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Seit 1986 erhält er fast jährlich Auszeichnungen und Stipendien, zuletzt den Robert-Gehrhardt-Preis (2020). In den Jahren 1995-1999 fungierte er als Juror des Ingeborg-Bachmann Wettbewerbs. 2012 erschien der Essayband Totenberg. Die darin versammelten Texte sind das Ergebnis von persönlichen Begegnungen mit Intellektuellen, Künstlern und Zeitzeugen. 

Die Liebigschule besuchte Thomas Hettche in den 1980er Jahren. Hier unterrichtete Ursula Koch, die Hettches literarischen Weg stark prägte.
Foto: © Liebigschule Gießen

Eine besondere Bedeutung hat für Hettche die frühere Lehrerin Ursula Koch. Ihr widmete Thomas Hettche seinen Essayband Totenberg. Sie prägte seine Gießener Schulzeit und weckte seine Leidenschaft für Literatur. Das Kapitel Echo beginnt zwar mit Thomas Manns Dr. Faustus, gedenkt dann jedoch Hettches früheren Lehrerin: 

„Ich erinnere mich noch genau an den Nachmittag, als ich zum ersten Mal in der Bibliothek der Deutschlehrerin saß, die mir diesen Roman später geben sollte. […] Damals, Mitte der siebziger Jahre, war ich in der achten Klasse. Jetzt ist sie gestorben, fast neunzigjährig […]. Damals, an meinem ersten Nachmittag inmitten der alten Bücherschränke mit den Glastüren, ahnte ich nicht, wie sehr sie mir einmal fehlen würde, denn ich ahnte nicht im mindesten, daß ich die nächsten Jahre damit zubringen würde, viele der Bücher in diesen Schränken zu lesen.“(Hettche: Totenberg. S. 125)