Klingers Werke

Brief Klingers an den Dichter und Verleger Heinrich Christian Boie, 5. Dezember 1775. Hierin berichtet Klinger, sein Leben in Gießen sei „immer noch das vorige, einsam und gut“. Außerdem bietet er Boie an, einige seiner Texte für das „Deutsche Museum“ zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um eine Monatsschrift, deren Herausgeberschaft Boie ein Jahr später übernehmen sollte und in der philosophische, politische und literarische Texte veröffentlicht wurden.
Foto: Brief Klinger an Boie

Quelle: ©  Sammlungen der Universitätsbibliothek Gießen, Hs NF 27-10

Klinger veröffentlichte in seiner Gießener Zeit insgesamt vier Stücke: 1775 Otto und Das leidende Weib, 1776 Die Zwillinge und Die neue Arria. In diesen frühen Werken zeigt sich, wie sehr der junge Schriftsteller von den literarischen Tendenzen seiner Zeit beeinflusst wurde. Der Fokus der Stücke liegt jeweils auf den Emotionen der Figuren und auf ihren inneren Konflikten. Diese entstehen durch die Differenzen zwischen gesellschaftlichen und sozialen Erwartungen, die an die Figuren gestellt werden, und ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen, die diesen Anforderungen widersprechen. Dabei baute Klinger an verschiedenen Stellen Verweise auf berühmte Werke und Schriftsteller ein. Zum Beispiel beziehen sich verschiedene Figuren in Das leidende Weib auf Romeo und Julia und Emilia Galotti. Auch zeitgenössische Debatten über Literatur werden aufgegriffen.

Übrigens gab ein Werk Klingers der Literaturströmung, die ihn prägte, ihren Namen: Sturm und Drang, das er ursprünglich unter dem Namen Wirrwarr verfasst hatte, wurde 1776 veröffentlicht und 1777 in Leipzig uraufgeführt.