Von Sophie Mackel

Der Tag der Tage ist gekommen. Monatelang hat das Team auf diesen Moment hingearbeitet und auf das Ergebnis sind alle stolz. Die Frühlingssonne scheint auf die Festivalzentren Mousonturm und NAXOS mitten im Herzen Frankfurts. Aufregung und Anspannung liegen in der Luft und verbreiten sich zwischen den blau-pinken Plakaten und der japanisch anmutenden Dekoration. Zuerst werden Stunden gezählt, dann nur noch Minuten, dann ist es so weit: das Japanische Filmfestival Nippon Connection geht in die 22. Runde.

Das Größte seiner Art

Im Jahr 2000 war Nippon Connection noch ein Projekt von Student*innen der Filmwissenschaften an der Universität Frankfurt. Die ersten Filme wurden den Zuschauenden im Studierendenhaus der Universität nähergebracht. Mit jedem Jahr wuchsen sowohl das Programm als auch das Team und der Erfolg des Festivals. Mittlerweile wird zusätzlich zu den ungefähr 100 japanischen Kurz- und Langfilmen auch ein Rahmenprogramm bestehend aus über 60 Veranstaltungen erarbeitet, die dem Publikum die Kultur näherbringen. Nach nunmehr 23 Jahren ist das Nippon Connection damit das weltweit größte Festival für japanischen Film. Für das rund 70-köpfige Team bedeutet das in erster Linie zwei Dinge: Arbeit und erinnerungswürdige Momente. Isabelle Mathes, die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, erzählt, einer dieser Momente sei für sie gewesen „plötzlich mit einem Festivalkollegen und einem relativ renommierten japanischen Regisseur gemeinsam im Café eines Kinos zu sitzen, während im Kinosaal der neue Film des Regisseurs läuft, und uns in aller Ruhe über skurrile Themen zu unterhalten“. 

Ein Praktikum – viele Perspektiven

Jährlich werden bei Nippon Connection sechs Stellen für Praktikant*innen vergeben. Zwei von ihnen unterstützen das Festivalbüro unter anderem bei der Organisation und der Kommunikation mit Aussteller*innen und Sponsor*innen. Zwei weitere arbeiten mit der Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel an der Akquise und Pflege von Pressekontakten und Social Media. Weitere Praktikant*innen helfen in der Kopiendisposition, wo die Festplatten mit den Filmdateien geprüft werden, und in der Gästekoordination, die sich unter anderem um die Betreuung (ausländischer) Fachbesucher*innen und Künstler*innen kümmert. 

„Als ich auf die Ausschreibung der Praktika bei Nippon Connection stieß, war ich gerade in der letzten Phase meines Bachelorstudiums“, sagt Lara Kocken. Hier absolvierte sie 2022 ein Praktikum in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und arbeitet 2023 als Assistenz der Leiterin dieser. Zuvor studierte sie Japanologie und Kommunikations- und Medienwissenschaften. Sie fügt hinzu: „Um mich beruflich zu orientieren und Praxiserfahrung zu sammeln, hatte ich ein Praktikum bereits in Erwägung gezogen und die Schwerpunkte des Praktikums in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei einem japanischen Filmfestival passten für meine Studienfachkombination wirklich gut. Ich hatte damit die perfekte Nische gefunden.“ Isabelle Mathes wünscht sich von ihren Mitarbeiter*innen aber weniger, dass ihr Werdegang genauso ideal ins Bild passt, sondern, „dass sie etwas lernen und ausprobieren wollen, ordentlich anpacken und mit viel Elan und Bemühung bei der Sache sind. Ich erwarte, dass sie gewisse Grundvoraussetzungen erfüllen, die für diese Arbeit nötig sind: Sprachgefühl, Kommunikationsfähigkeit, Genauigkeit, Sorgfalt und ein gewisses Durchhaltevermögen.“ Außerdem sei auch Begeisterung für Kino und Film nicht unwichtig, es müsse aber gar nicht so unbedingt japanisches Kino sein. Isabelle Mathes betont: „Ich erwarte nicht, dass sie alles schon können und alles richtig machen, dann wäre es kein Praktikum“.

Vielmehr wird die Theorie des Studiums durch Praxiserfahrung ergänzt. Man lerne zum Beispiel, „welche Bereiche die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eines großen, professionellen Kultur-Events umfasst und wie man diese konkret durchführen kann.“ Isabelle Mathes ergänzt, man lerne außerdem, „sich selbst aktiv einbringen. Dass man manchmal mit etwas Kreativität und Mühe fast aus dem Nichts eigene Ideen umsetzen kann. Mut zu haben. Wo die eigenen Stärken liegen.“ Lara Kocken formuliert deutlich, was sie für ihr Berufsleben mitnimmt. Neben fachlichem Wissen und Erfahrungen sagt sie: „Für mich persönlich nehme ich auch neu gewonnenes Selbstbewusstsein, viele neue Kenntnisse und Fähigkeiten und ein wenig gestärkte Stressresistenz mit.“

Die Festivalwoche ist vorbei. Das Foyer des Mousonturmist voll. Voll von Teammitgliedern mit pinken Schlüsselbändern mit Mitgliedsausweisen dran. Im angrenzenden Saal ertönt tosender Beifall, gerade wurde ein Preis verliehen. Auch im Eingangsbereich ist die Stimmung ausgelassen. Das Team unterhält sich, lacht, liegt sich in den Armen. Die Anspannung vom Anfang ist verflogen. Sie warten nur noch darauf, sich ihren Applaus auf der Bühne abzuholen. Den haben sie sich wirklich verdient.