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Von Gentiana Hajdini

,,Und dann stand ich da plötzlich vor der Schulklasse und wusste überhaupt nicht, wo ich anfange, wenn wirklich noch gar kein Deutsch gesprochen werden kann.” Dies berichtet der Student Tim Mohrhardt seinen Kommiliton*innen im Zoom-Meeting über sein Fachpraktikum, in dem er zum ersten Mal mit solch einer Unterrichtssituation konfrontiert wurde. Für ihn ein Beweggrund, sich für das Seminar ,,Grammatik im DaZ-Unterricht” anzumelden, das im Sommersemester 2023 angeboten wurde. Hier wollte er herausfinden, wie man Schüler*innen nicht deutscher Herkunft an die Grammatik heranführen kann.

Dr. Lena Bien-Miller, Dozentin am Arbeitsbereich Sprache, entwickelte ein Seminar, um angehende Lehrkräfte auf genau diese Situation vorzubereiten. Das Besondere an ihrem Angebot: Online treffen sich Gießener und internationale Studierende. ,,Damit profitieren beide Parteien voneinander und von der gemeinsamen Arbeit, da ein Perspektivenwechsel ermöglicht wird“, erklärt die Dozentin. Ihr Ziel ist es also, JLU-Student*innen feinfühliger für das Lehren von Deutsch als Zweitsprache werden zu lassen.

Dafür gliederte sie den Kurs in verschiedene Phasen: theoretischer Input, vertiefende Analyse durch Fachartikel und praktische Anwendung durch Vorstellungen der Unterrichtskonzepte. Der Schwerpunkt liegt hierbei vor allem auf Letzterem, denn Bien-Miller ist sich sicher: „die Bedeutung praxisnaher Erfahrungen in der universitären Ausbildung rückt immer stärker in den Fokus. Studierende sollten nicht nur theoretisches Wissen erwerben, sondern auch praktische Anwendungen kennenlernen, um diese in ihrem späteren Berufsleben nutzen zu können“.

Um diese Idee zu realisieren, gab es zunächst eine Einführung in die Themengebiete „Erst- und Zweitspracherwerb: Hypothesen, Verlauf“ sowie „Grammatikerwerb und -diagnostik“. Schnell mussten die Teilnehmer*innen des Seminars selbst aktiv werden: Sie analysierten Schüler*innentexte mithilfe von Auswertungsbögen, erstellten Sprachprofile und gaben Förderempfehlungen.

Des Weiteren lernten die Teilnehmer*innen verschiedene Modelle bzw. Prinzipien des Sprachunterrichts kennen, bspw. Focus on Form und Focus on Meaning. Während ein an Focus on Meaning orientierter Sprachunterricht ausschließlich kommunikative Zielsetzungen verfolgt, wird im Rahmen von Focus on Form die Aufmerksamkeit der Lernenden an passenden Stellen im Unterricht auf grammatische Formen gelenkt. Formale und kommunikative Zielsetzungen werden in so einem Unterricht zusammengeführt und miteinander verzahnt.

Um das Modell selbst auszutesten, wurde zuerst anhand von Texten einzelner Schülerinnen und Schüler Diagnostik durchgeführt, um dann im nächsten Schritt Ziele zu formulieren und Aufgaben nach dem ,,Focus-on-Form“-Modell zu erstellen. Anschließend wurde eine Unterrichtsstunde für eine fiktive Klasse geplant.

Um das Modell selbst auszutesten, wurde zuerst anhand von Texten einzelner Schülerinnen und Schüler Diagnostik durchgeführt, um dann im nächsten Schritt Ziele zu formulieren und Aufgaben nach dem ,,Focus-on-Form“-Modell zu erstellen. Anschließend wurde eine Unterrichtsstunde für eine fiktive Klasse geplant.

Durch die verschiedenen Zugänge zur deutschen Sprache konnten die Studierenden Deutsch aus der jeweils anderen Perspektive betrachten. Die ausländischen Teilnehmenden konnten sich mit ihren bewusst erlernten Grammatikkenntnissen anders einbringen als die deutschsprachigen Studierenden. „Dadurch entstand eine Synergie, die beide Seiten profitieren ließ“, so Bien-Miller. Dieses besondere online-Seminar mit Zuschaltung internationaler Studierender war auch für sie eine neue Erfahrung: „Ich wusste nicht, was mich erwartet“. Bei den Studierenden kam diese Art der Zusammenarbeit gut an. Das zeigte auch das Feedback: „Das war für mich einfach die perfekte Veranstaltung! Nicht nur eine Vertiefung der Konzepte, sondern auch eine persönlich wertvolle Erfahrung“, so Rosa Speranza rückblickend.