Von Arife Toktas
Kinder lieben es, ihr Wissen zu beweisen und zu demonstrieren, findet Redakteur Tom Miles. Genau das ermöglicht die KiKA-Quiz-App. Seit 2022 können junge Zuschauer*innen während Live-Sendungen wie „Die beste Klasse Deutschlands“ Quizze lösen. Dieses digitale Format verbindet Fernsehen und Lernen auf spielerische Art.
Der Mann hinter dieser Innovation ist Tom Miles, Journalist, aber auch Geisteswissenschaftler und Pädagoge. Er stammt aus Baden-Württemberg, studierte in Bochum und arbeitet seit vielen Jahren in der Redaktion von KiKA. In dem Seminar „Erzählen fürs Kinderfernsehen“ an der Justus-Liebig-Universität stellte er die Entwicklung der App vor. „Viele Kinder bewerben sich für unsere Quizshows, aber nur wenige können teilnehmen. Mit der App ermöglichen wir es allen, mitzumachen – unabhängig vom Wohnort oder der Bewerbungslage“, erklärt Miles.
Das Seminar, in dem die KiKA-Quiz-App vorgestellt wurde, war eine praxisorientierte Veranstaltung, bei der Tom Miles die Studierenden mit der Entwicklung der App vertraut machte. Während des Seminars hatte man die Gelegenheit, von Miles zu erfahren, wie die Interaktivität und technischen Aspekte der App entwickelt wurden. Er stellte die App vor und erklärte, wie die Kinder in die Quizshows eingebunden werden können. Die Studierenden konnten sich intensiv mit den verschiedenen Fragenformaten auseinandersetzen und auch die technischen Herausforderungen diskutieren. Zudem wurde im Seminar auch das Gebiet der Holocaustliteratur behandelt, was einen wichtigen interdisziplinären Bezug zum Thema der App herstellte. Prof. Dr. Sascha Feuchert, der das Seminar leitete und auf Holocaustliteratur spezialisiert ist, war eng in die Auswahl der Fragen involviert und unterstützte die Studierenden dabei, einen tieferen Einblick in die medienpädagogischen Aspekte der App zu gewinnen. „Die Verbindung von digitalen Formaten und kritischer Auseinandersetzung mit Themen wie der Holocaustliteratur ist entscheidend, um das Verständnis für Geschichte und Medienkompetenz zu fördern“, erklärt Feuchert.
Die App bietet Quizfragen zu verschiedenen Wissensgebieten und basiert auf beliebten KiKA-Formaten. Themen von Serien und Shows wie „Tigerenten Club“ und „Schloss Einstein“ werden spielerisch aufbereitet und mit neuen Herausforderungen kombiniert. Neben den Quizfragen gibt es auch Puzzle-Aufgaben, Wahr-/Falsch-Statements und kreative Herausforderungen, die direkt mit den laufenden Sendungen verknüpft sind. „Wir wollten nicht nur bedeutungslose Fragen stellen, sondern die Kinder aktiv einbinden. Sie sollen sich mit den Inhalten auseinandersetzen“, betont Miles.
Die Fragen in der KiKA-Quiz-App decken ein breites Themenspektrum ab – von Schulwissen über Popkultur bis hin zu kniffligen Rätseln. Besonders beliebt sind Quizrunden, die sich mit bekannten Serien und Filmen beschäftigen. Ein Beispiel: „Welcher Hogwarts-Schulname taucht in Harry Potter auf?“ oder „Wie heißt der Direktor von Schloss Einstein?“. Doch auch allgemeine Wissensfragen sind Teil des Konzepts: „Welches ist das längste Fluss-System der Erde?“ oder „Wie viele Kontinente gibt es?“. Hierbei wird Wert darauf gelegt, dass die Themen nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich sind.
Damit das Niveau genau passt, gibt es ein spezialisiertes Team, das jede Frage sorgfältig prüft. Der Seminarleiter Prof. Dr. Sascha Feuchert spielt dabei auch eine bedeutende Rolle, da er gemeinsam mit Redakteur*innen und Didaktik-Expert*innen die Fragen analysiert. „Wir schauen uns genau an, ob eine Frage zu schwer oder zu leicht ist und ob sie sprachlich verständlich formuliert wurde“, erklärt Feuchert. Falls nötig, werden Formulierungen angepasst oder komplexe Inhalte vereinfacht: „Unser Ziel ist, dass Kinder Spaß haben, aber gleichzeitig etwas dazulernen können.“
Eine besondere Funktion der App: Second-Screen-Technologie. Während der Sender im Fernsehen auf Sendung ist, können die Kinder auf ihrem Smartphone oder Tablet dasselbe spielen, was sie dort sehen. „Das schafft eine direkte Verbindung zwischen TV und digitaler Welt – und macht das Lernen spielerischer“, erklärt Miles.
Die App mag auf den ersten Blick simpel erscheinen, doch hinter den Kulissen steckt ein hoher technischer und inhaltlicher Aufwand. „Das war kein leichtes Projekt“, gesteht Miles. Datenschutz war dem Entwicklungsteam ein großes Anliegen. Daher werden keine personenbezogenen Daten von jungen Nutzer*innen gespeichert. „Wir wollten eine App, die interaktiv ist, aber gleichzeitig sicher bleibt“, so Miles. Eine besondere Herausforderung war dabei, Gast-Accounts zu ermöglichen, also das Mitspielen, ohne die Speicherung von Nutzerdaten.
Auch die Balance zwischen einfachen und herausfordernden Themen war ein entscheidender Punkt. „Wir testen unsere Fragen intensiv – selbst wir als Redaktion scheitern manchmal an bestimmten Rätseln“, lacht Miles. Genau diese Mischung scheint den Reiz für die Nutzer*innen auszumachen. Die Tatsache, dass das Konzept der KiKA-Quiz-App aufgegangen ist, zeigt die Resonanz. Mit über 260.000 Downloads und zehntausenden von Spieler*innen pro Live-Quizrunde hat sich dieses digitale Format etabliert. Doch wie empfinden die Nutzenden selbst die App? „Es macht total Spaß, weil man gegen andere spielen kann!“, erzählt der zehnjährige Semih begeistert. Sein Freund ergänzt: „Ich finde es cool, dass man auch Rätsel hat und nicht nur Fragen beantworten muss.“ Vor allem der inhaltliche Mix aus einfachen und schweren Themen, die spielerisch, aber herausfordernd gestellt werden, scheint bei den Nutzer*innen gut anzukommen.
Auch unter den Studierenden, die Miles Vortrag besuchten, stieß die App auf großes Interesse. Joseph Kirubakaran, einer der Seminarteilnehmer, war beeindruckt: „Ich hätte nicht gedacht, dass so viel technischer Aufwand hinter einer Quiz-App steckt. Das Konzept ist durchdacht – und es zeigt, dass Bildung im digitalen Raum funktionieren kann, wenn sie interaktiv und spielerisch gestaltet wird.“
Aufgrund der großen Beliebtheit und stetigen Weiterentwicklung bleibt die KiKA-Quiz-App ein fester Bestandteil der digitalen Bildungsangebote des Senders. Was als Ergänzung zur Sendung begann, wird immer mehr zu einem eigenständigen Wissensformat – eines, das nicht nur unterhält, sondern auch dauerhaft zum Lernen motiviert.