Von Ronja Wagner
In einem Zoom-Gespräch erzählt Rica Burow über ihr Studium, ihren Weg danach und ihren heutigen Beruf. Aktuell arbeitet sie beim Verlag De Gruyter Brill als Regional Marketing Managerin, der wiederum mehrere Verlage unter sich vereint – darunter auch Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen, wo die 31-Jährige lebt und arbeitet.
2023 begann sie zunächst bei Brill. Im Jahr darauf wurde bekannt, dass sich die beiden Verlage De Gruyter und Brill zusammenschließen, so entstand das aktuelle Unternehmen. „Jetzt bin ich dafür zuständig, die Produkte des Verlags zu bewerben, angepasst an die jeweiligen Zielgruppen, seien es Bibliotheken, der Buchhandel oder auch Privatkunden“, beschreibt Burow ihre Tätigkeit. De Gruyter Brill wie auch Vandenhoeck & Ruprecht spezialisieren sich besonders auf geisteswissenschaftliche Publikationen. Beide präsentieren Neuerscheinungen auch prominent auf ihren Websites.
Von 2013 bis 2019 studierte Burow an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Germanistik und Galloromanistik (französische Sprach- und Literaturwissenschaft). Erste Kontakte zum Studentenleben konnte sie jedoch schon davor sammeln, während eines Aufenthalts als Au-Pair in Frankreich und als Gasthörerin an der Sorbonne Université. Dort besuchte sie bereits Kurse zu französischer Literatur und fasst die Zeit zusammen: „Ich habe eigentlich schon immer viel gelesen, das war meinen Eltern auch wichtig. Dann dachte ich, warum nicht studieren? Und so fiel meine Wahl auf französische und deutsche Literaturwissenschaften.“

An der JLU habe sie vor allem das breite thematische Angebot innerhalb ihres Studiengangs und die Möglichkeit, sich auf den Sprachbereich zu spezialisieren, begeistert: „Ich habe viele tolle Sachen gelernt und auch viele Bücher gelesen, zu denen ich vorher nicht so den Zugang hatte.“ Unter anderem Eine exklusive Liebe (2009) von Johanna Adorján blieb der 31-jährigen in Erinnerung. Die Autorin schreibt über die Liebe, das Leben und den gemeinsamen Suizid ihrer Großeltern Vera und István. Biografie und Fiktion werden in dieser Geschichte eng verbunden. „Das Buch war wirklich faszinierend. Auch irgendwo verstörend, aber hat sehr zum Nachdenken gebracht.“
Was sie sich jedoch gewünscht habe, seien mehr Praxisangebote, die auf die Zukunft im Berufsleben vorbereiten: „Uns wurde gesagt, dass das Studium darauf ausgelegt sei, in die Wissenschaft zu gehen. Ich fand damals schon, es könne nicht sein, dass alle in die Forschung gehen. So viele Stellen gibt es gar nicht auf diesem Gebiet.“
Daraufhin nahm sie das Sammeln von Berufserfahrung selbst in die Hand. Sie absolvierte ein Praktikum beim Goethehaus Frankfurt, später bot sie dort auch Führungen an. Außerdem war sie Volontärin beim Literarischen Zentrum Gießen, wobei auch hier der Einstieg zunächst über ein Praktikum stattfand. „Auf diese Weise lernt man alle Aufgaben des LZG erst einmal kennen.“ Sie habe viele spannende Einblicke in die Veranstaltungsorganisation und Programmarbeit sammeln können, so Burow. Während ihres Masters entschied sie sich dann auch noch für ein Volontariat, ebenfalls am LZG: „Da habe ich auch gemerkt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, das liegt mir eigentlich ganz gut.“
Nach ihrem Abschluss 2019 wurde es dann ernst. „Ich musste dann überlegen, in welche Richtung es geht“, resümiert Burow. Am Anfang hatte sie viele Erwartungen an ihren weiteren Werdegang und überlegte, eventuell auch in Richtung Museums- und Gedenkstättenarbeit zu gehen. Doch sie habe relativ schnell gemerkt, dass sie ihre Vorstellungen anpassen müsse. Darum fing sie an, sich in verschiedenen Bereichen und deutschlandweit zu bewerben.
Nach über 60 Bewerbungen bekam sie dann im Februar 2020 eine Stelle als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen Literaturarchiv Marbach. Das habe ihr Spaß gemacht, zumal sie auf ihr bereits gesammeltes Wissen aufbauen konnte. Als die Stelle auslief, habe sie sich nochmal neu orientieren wollen und begann 2023 ihre heutige Anstellung.
Ihr Tipp für Germanistikstudierende: Offen bleiben, denn das Studium biete einem viele tolle Chancen und fachliches Wissen, das in vielen Berufen anwendbar sei. „Am Anfang dachte ich, das Studium bietet zu viele Möglichkeiten. Es ist so breit angelegt, dass es mir keine Orientierung gibt, was ich damit machen kann. Jetzt denke ich mir: Genau das war eigentlich gut für mich“
Auch sich zu vernetzen und zu engagieren empfiehlt Burow, insbesondere allen, die noch nicht genau wissen, wo die Reise nach dem Abschluss hingehen soll: „Es gibt immer Kleinigkeiten, die man machen kann. Wenn man Interesse und Neugierde zeigt, dann kommt man auf jeden Fall schon einen Schritt weiter.“