Von Finn Heuper

Greta Olson, die Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des ZMI, eröffnet die Veranstaltung und damit auch die Jubiläumswoche und heißt das online versammelte Publikum von über 150 Personen sowie die Diskussionsteilnehmenden willkommen, die sich zugeschaltet haben. Darunter die Wiener Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner (Instagram: @femsista), die in einem spannenden Vortrag das Thema bodypositivity bzw.neutrality behandelt. Dabei weist sie auf die Problematik hin, dass weibliche Körper in der Öffentlichkeit leicht Sichtbarkeit erlangen können – solange sie jung, weiß und schlank sind, also dem sogenannten Ideal entsprechen. Immer öfter jedoch treten, bspw. in sozialen Medien, Körper(bilder) in den Fokus, die diesem Bild nicht entsprechen, um zu zeigen, dass alle Körper schön sind. Dieses Konzept wird auch als bodypositivity bezeichnet. Body neutrality, so Lechner, meint wiederum, den Blick vom reinen Äußeren abzuwenden und das Selbstwertgefühl nicht vom eigenen Erscheinungsbild abhängig zu machen. Lechner verweist in diesem Zusammenhang auf Jameela Jamil, die unter #iweigh aufzeigt, dass Frauen in unserer Gesellschaft von klein auf lernen, ihren Wert in Kilogramm Körpergewicht zu messen, statt in Dingen, die sie erreicht haben und auf die sie stolz sind. Dabei spricht Lechner weder bodypositivity noch bodyneutrality Wichtigkeit ab, sondern sieht beides als zentrale Bewegungen gegen den Druck gesellschaftlicher Schönheitsideale. 

Warum messen wir unseren Wert so oft an unserem Körpergewicht oder unserem Aussehen? Das Konzept der bodyneutrality soll genau das ändern. 
Quelle: https://unsplash.com/@wearhuha?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText, Foto: Huha Inc.

Im Anschluss an Lechners Vortrag folgen einige Impulsvorträge, die unterschiedliche Aspekte der Sichtbarkeit von Körpern aufgreifen. Danae Gallo González etwa stellt das Kinderbuch Überall Popos vor, das Kindern helfen soll, zu erkennen, dass alle Körper unterschiedlich aussehen und keiner besser oder schlechter als ein anderer ist. Jutta Hergenhan legt in ihrem Beitrag den Fokus auf digitalen Habitus und die permanente Selbstdarstellung in sozialen Medien, die zu einem hohen Anteil auf dem äußeren Erscheinungsbild beruht. Wer kennt nicht irgendwelche Instagramstars, die scheinbar immer perfekt aussehen und dadurch die Erwartungen an das eigene Aussehen verzerren? Oliver Klaassens Beitrag unterscheidet sich insofern von den anderen, dass Klaassen zu Beginn die Webcam ausschaltet und die Zuhörenden dadurch überlegen lässt, was Unsichtbarkeit (des Körpers) bedeutet. Klaassen erklärt, dass, als nicht-binäre Person, sich der eigene Körper oftmals überhaupt nicht neutral, sondern im Gegenteil sehr politisch anfühle. Sigrid Ruby führt die Zuhörenden in ihrem Kurzbeitrag in die Vergangenheit, als es ein Privileg war, sich malen zu lassen und stellt die Frage, ob es heutzutage nicht eher ein Privileg sei, im Öffentlichen nicht sichtbar zu sein.

An der hohen Publikumsbeteiligung im Chat wird deutlich, dass der Themenkomplex auf große Resonanz stößt. Die Teilnehmenden diskutieren eigene Erfahrungen und Ansichten, auch die Redner*innen beteiligen sich, sodass ein reger Austausch auf allen Ebenen stattfindet. Ein rundum gelungener Auftakt der Jubiläumswoche!

Redner*innen: Danae Gallo González (Institut für Romanistik, JLU Gießen); Jutta Hergenhan (Wissenschaftliche Geschäftsführerin ZMI Gießen); Oliver Klaassen (Institut für Kunst und visuelle Kultur, Universität Oldenburg); Elisabeth Lechner; Sigrid Ruby (Institut für Kunstgeschichte, JLU Gießen)

Moderation: Prof. Greta Olson (Institut für Anglistik, JLU Gießen)