Die Namensgeber der Iwan-Ohijenko-Universität und Justus-Liebig-Universität – eine kurze Vorstellung

Iwan Ohienko ist für die ukrainische Sprache, Kultur und Gesellschaft von großer Bedeutung – und das gleich in mehrfacher Hinsicht: als Sprachwissenschaftler, Historiker, Dichter, Übersetzer, Lehrer, Politiker und Kirchenmann.

Geboren wurde Ohjenko am 15. Januar 1882 in der Stadt Brusyliw. Seine Eltern waren Bauern, er wuchs daher in ärmlichen Verhältnissen auf. Er erhielt seine Grundschulausbildung an der öffentlichen Schule in Brusyliw, besuchte die Militärsanitäterschule in Kyjiw und legte das Abitur am Ostrih-Gymnasium ab. Nach dem Studium der Geschichte und Philologie an der Kyjiwer St. Wolodymyr Universität wurde Ohienko im Jahr 1909 Mitglied der Ukrainischen wissenschaftlichen Gesellschaft. 

An der Kyjiwer St. Wolodymyr Universität begann er im Jahr 1915 als einer der ersten Wissenschaftler seine Vorlesungen auf Ukrainisch zu halten, obwohl er offiziell am Lehrstuhl für russische Sprache und Literatur tätig war.

Im Frühjahr 1917 wurde die Zentralna Rada – das führende politische Organ der nationalen ukrainischen Bewegung „Ukrainische Volksrepublik“ (1917 – 1918) gegründet. Hier forderte Iwan Ohienko die Schaffung der Ukrainischen Nationalen Universität (UNU) in Kyjiw. 

Im Januar 1918 beteiligte sich Iwan Ohienko an der Verwirklichung eines weiteren Großprojekts – der Organisation des Hochschulwesens in der Ukraine. Dazu gehörte die Gründung weiterer Hochschulen, so auch die neu zu schaffende Universität in Kamjanets-Podilskyj. Am 22. Mai wurde Ohienko zum künftigen Rektor ernannt. Link. Am 22. Oktober 1918 fand die feierliche Eröffnung der Staatlichen Ukrainischen Universität statt, die später in Nationale Iwan-Ohienko-Universität umbenannt wurde.

Die Iwan-Ohijenko-Universität in Kamjanez-Podilskyj (C) 2000,2001,2002 Free Software Foundation, Inc. 59 Temple Place, Suite 330, Boston, MA 02111-1307 USA

Von 1918-1921 beteiligte sich Ohienko aktiv an der Gründung der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Unter der ersten Regierung der Ukrainischen Volksrepublik (1917 –1920) arbeitete er als Bildungsminister und später als Minister für Religionen.

Ende 1920 war er wegen seiner nationalen Ansichten gezwungen, zunächst nach Polen, dann in die Tschechoslowakei, nach Österreich und in die Schweiz zu emigrieren. 1926-1932 war Iwan Ohienko Professor für Kirchenslawisch an der Theologischen Fakultät der Universität Warschau. Dort gründete er die Zeitschriften „Muttersprache“ (1933-1939) und „Unsere Kultur“ (1935-1937).

1937 starb seine Freundin, Kollegin und Ehefrau Dominika – ein großer persönlicher Schmerz für Ohienko. Infolge des persönlichen Kummers, aber auch aufgrund der soziopolitischen Situation in Polen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs traf Iwan Ohienko eine wichtige Entscheidung: die Ablegung des Mönchsgelübdes. 

1940 wurde Iwan Ohienko Mönch des Klosters Yablotschyn (in Polen) und erhielt den Namen Ilarion, später Erzbischof von Kholm und Pidlassja der Ukrainischen Orthodoxen Kirche. 1963 erhielt er den Titel „Seine Seligkeit“. Er ist der Gründer des Priesterseminars von Kholm, das später zu einer Akademie wurde.

Seit 1947 lebte Ohienko in Kanada, wo er seine kirchlichen, wissenschaftlichen und verlegerischen Aktivitäten fortsetzte. 

Iwan Ohienko ist Autor von mehr als 300 Werken und Übersetzer von 44 Titeln religiöser Literatur. 45 Jahre lang arbeitete er an der Bibelübersetzung ins Ukrainische. Gefördert wurde diese langwierige Übersetzungsarbeit durch die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft (British and Foreign Bible Society) in London. Am 12. Juni 1962 konnte Ohienko als Metropolit Ilarion die ersten drei gedruckten Exemplare seiner Bibelübersetzung in Empfang nehmen. Förderung von Religiosität und die Schaffung einer nationalen ukrainischen Identität waren für Ohienko folglich eng miteinander verbunden.

Er starb am 29. März 1972 in Winnipeg (Kanada). Straßen in Brusyliw, Zhytomyr, Kamjianets-Podilskyj und Lwiw sind nach ihm benannt.

Fleischextrakt, Düngemittel, Silberspiegel – Justus Liebig war nicht nur ein genialer Wissenschaftler auf dem Gebiet der anorganischen Chemie, sondern er prägte mit seinen Erfindungen auch den Alltag. Diese Verbindung aus Beobachtung, Forschung und verständlicher Vermittlung prägen auch Justus Liebigs weitbekannte „Chemische Briefe“.

Am 12. Mai 1803 wird Justus Liebig als Sohn eines Materialhändlers in Darmstadt geboren. Durch die Arbeit seines Vaters macht er sich schon in frühen Jahren mit den verschiedensten Formen der Chemie vertraut und experimentiert selbstständig in dessen Werkstatt. Besonders die Vorführungen der Jahrmarktsschausteller haben es ihm angetan: die Herstellung von Knallerbsen zählen zu seinen ersten Experimenten.

Weitere Versuche mit Knallpulver und Knallsilber werden ihm in seinen jungen Jahren zum Verhängnis. So muss er bereits im Alter von 15 Jahren das Gymnasium verlassen und bricht ebenfalls eine Lehre zum Apotheker ab, da er einen Dachstuhlbrand verursachte. 1820 nimmt Liebig sein Chemiestudium auf und vollendet bereits zwei Jahre später seine Doktorarbeit.

Während seines Stipendiums in Paris wird Alexander von Humboldt auf ihn aufmerksam und empfiehlt in an den Großherzog von Hessen, der ihn als außerordentlichen Professor an die Landesuniversität Gießen beruft. Dort lehrt und forscht Liebig für 28 Jahre. Unter anderem schafft er in diesen Jahren die Grundlage der modernen Tierernährungslehre, entwirft ein Fleischextrakt und entwickelt den Fünf-Kugel-Apparat.

Das Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität in Gießen

Die Schriften von Liebig, seine Lehrmethoden und Entdeckungen zogen viele Deutsche und auch zahlreiche Ausländer nach Gießen, um seinen Vorlesungen beizuwohnen. Er wurde weltbekannt. Dazu trugen ebenfalls seine „Chemischen Briefe“ bei, die ab 1841 regelmäßig in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erschienen. Auch wer kein Interesse an Chemie hat, wir von diesen Briefen buchstäblich angesprochen. An verschieden Stellen wendet sich Liebig direkt an die Lesenden und schafft somit eine lebendige Vortragsatmosphäre auf Augenhöhe mit dem Publikum. 

1852 zieht es Liebig nach München, wo er in einem für ihn eingerichteten, hochmodernen Institut arbeitet. Nun kann er sich voll und ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmen. Bis zu seinem Tod am 18. April 1873 war er für weitere bahnbrechende Erfindungen verantwortlich: die Produktion von Silberspiegeln, die „Suppe für Säuglinge“ als Grundstein für unsere heutige Babynahrung und Arbeiten, die das Backen mit Backpulver anstatt der leicht verderblichen Hefe ermöglichen.

An das Wirken Justus Liebigs erinnert in Gießen das 1920 eingerichtete Liebig-Museum. Auch heutzutage gehört es zu den eindrucksvollsten Chemie-Museen der Welt. Seit 1946 trägt die ehemals Ludwigs-Universität den Namen Justus Liebigs und gedenkt damit der Persönlichkeit und wissenschaftlichen Leistung eines ihrer berühmtesten Gelehrten. Die „Justus-Liebig-Universität“ und die Stadt Gießen wurden durch seinen Namensgeber weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und stehen noch heute für ihre herausragenden WissenschaftlerInnen.

Rhetorisch betrachtet ist er ein Meister des Storytelling: Ausgehend von Anekdoten und Erfahrungen entfaltet er seine Geschichten, in die theoretischen Betrachtungen zur aktuellen chemischen Forschung einfließen. (((Zitat Karl Wolfskehl)))