Von Ronja Wagner

Zwei Unis, zwei Studiengänge, zwei Studentinnen – die eine studiert Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg (PUM), die andere Germanistik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen (JLU). Sie teilen jedoch eine Gemeinsamkeit: Beide erhalten ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Diese wurde 1925 in Dresden gegründet, heute ist sie das größte Begabtenförderungswerk in Deutschland und bietet finanzielle Unterstützung, ein umfassendes Bildungsprogramm sowie zahlreiche Möglichkeiten, sich zu vernetzen. Aktuell werden rund 15.000 Studierende gefördert, darunter auch die beiden Studentinnen.

Die Marburger Studentin hatte bereits während des Abiturs erste Berührungspunkte mit der Studienstiftung: „Es kam eine Rundmail an alle im Jahrgang mit einem Abiturschnitt von 1,3 oder besser.“ Daraufhin wurde sie von der Schule bei der Stiftung vorgeschlagen, auf ein Stipendium beworben hat sie sich aber erst ein Jahr später. „Da der Vorschlag ab Erhalt 3 Jahre gültig ist, war das kein Problem. Nach dem Abitur habe ich dann erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert.“

Die Studierende der JLU stieß erst im vierten Semester auf das Stipendium: „Eine meiner Hausarbeiten hat meinem Professor sehr gefallen. Er sprach mich an, ob ich mir vorstellen könnte, mich auf ein Stipendium zu bewerben.“ Für sie war die Studienstiftung die richtige Wahl, da diese, anders als andere Stiftungen, auch fortgeschrittene Studierende fördert. Nach dem Bewerbungsprozess, der aus Motivationsschreiben, Fragebogen, Lebenslauf und aus dem Gutachten eines Professors bestand, wurden beide zu einem zweitägigen Auswahlseminar eingeladen. „Das war sehr anspruchsvoll, weil man sich nur begrenzt vorbereiten kann. Wichtig war, über das aktuelle Weltgeschehen informiert zu sein, da man dazu befragt werden kann.“

Das Wochenende beinhaltete für beide eine Gruppendiskussion, zwei Einzelgespräche sowie einen selbst vorbereiteten Vortrag. „Ich habe mich damals für ein Thema entschieden, das mir lag und Bezug zu meinem Studium hatte: das Drama Woyzeck von Georg Büchner“, sagt die Germanistikstudentin. Die Studentin der PUM erinnert sich: „In den Gruppendiskussionen ging es um gesellschaftliche Themen wie verpflichtende Freiwilligendienste oder Housing First.“ In den Einzelgesprächen standen dann eher persönliche Fragen zu Interessen und Studium im Mittelpunkt. Die Germanistikstudentin berichtet: ,,Es kam zum Beispiel auch die Frage, wie ich meine zukünftige Rolle als Frau in der Wissenschaft sehe. Da kann die Antwort natürlich von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.“

Besonders relevant für den Auswahlprozess seien gute Noten und ehrenamtliches Engagement. Beide waren in einer Fachschaft oder bei Vereinen aktiv. Aber auch Ämter wie Klassen- oder Schulsprecher oder das Absolvieren eines Freiwilligendienstes betrachten sie als förderlich.

Seit der Zusage werden die Stipendiatinnen mit einer finanziellen Förderung unterstützt, die mindestens 300€ monatlich beträgt, sich jedoch, ähnlich wie BAföG, nach dem Einkommen der Eltern richtet. „Das Gute ist, dass man das Geld am Ende nicht zurückzahlen muss. Das verschafft einem eine finanzielle Freiheit, die das Studium rundum sorgenfreier macht.“

Neben der finanziellen Unterstützung schätzen beide jedoch auch die ideelle Förderung der Studienstiftung: „Die Programme sind sehr vielfältig, von Seminaren über Sprachkurse bis hin zu Akademien ist alles dabei“, so die Stipendiatin der JLU. „Besonders wertvoll fand ich die Sommerakademie in Wien letztes Jahr, bei der ich mich mit kritischer Theorie, einer Gesellschaftstheorie, beschäftigt habe. Das Thema lag zwar etwas außerhalb meines Fachs, hat mich aber sehr interessiert.“

Auch der Austausch mit anderen Geförderten sei für beide sehr bereichernd: „Es gibt Regionalgruppen, die gemeinsam essen gehen und Ausflüge machen. Alles wird von den Stipendiat*innen selbst organisiert und geleitet.“ Beide haben schon an solchen Treffen teilgenommen und sie als sehr lohnend empfunden. „Der Austausch ist immer sehr wertschätzend und inspirierend“, so die Gießener Studentin.

„Mir ist wichtig, nochmal zu sagen, dass man leichter an ein Stipendium kommt, als man denkt, vor allem wenn man sich breit bewirbt.“, sagt die Studentin der PUM. Die beiden raten allen Interessierten, mutig zu sein und sich einfach zu bewerben. Abschließend fügt die Gießenerin an: „Man kann nichts verlieren. Man kann nur gewinnen. Und es schadet nicht, einfach zu schauen, wie weit man kommt!“