Von Emely Kelm
Gießen. Wenn junge Menschen einen Ort suchen, der mehr bietet als nur einen Platz zum Lernen, ist das „Lokal International“ eine ideale Anlaufstelle. Als lebendiger Treffpunkt für deutsche und internationale Studierende gibt es dort nicht nur ein Bistro, sondern auch ein abwechslungsreiches Veranstaltungsangebot – ein Raum, in dem Menschen zusammenkommen, sich austauschen und andere Kulturen kennenlernen können.
Die Inspiration für die Eröffnung dieser Begegnungsstätte kam vom Studierendenwerk, das zuvor ein Wohnheim-Tutoren-Programm angeboten hatte. In diesem Rahmen organisierten internationale Studierende kulturelle Veranstaltungen für ihre Kommiliton*innen. Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für das neue Projekt stieß man auf die ehemalige Abendmensa im Eichendorffring 111 – die ideale Gelegenheit, um die Idee zu verwirklichen.
Mithilfe einer Anschubfinanzierung des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) wurde der Projektstart ermöglicht. Die langfristige Finanzierung erfolgt seitdem aus Eigenmitteln der Justus-Liebig-Universität und des Studierendenwerks. Seit 2009 ist das Lokal International ein fester Bestandteil des studentischen Lebens in Gießen und entwickelt sich kontinuierlich weiter.
„Dieser Treffpunkt ist von Studierenden für Studierende geschaffen worden, ein Ort, an dem man nach einem anstrengenden Tag entspannen und neue Leute kennenlernen kann“, beschreibt Madlen Hunger das Konzept. Seit Oktober 2021 leitet sie das „Lokal International“. Zuvor war sie unter anderem als Programmleiterin von „Europa macht Schule“ im DAAD sowie als Bundeslandkoordinatorin für „Arbeiterkind.de“ tätig.
An drei Abenden pro Woche – dienstags, mittwochs und donnerstags – lädt das Zentrum von 19 bis 23 Uhr zu einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm ein. Neben regelmäßigen Events wie Quiz-Nights, Kicker-Turnieren, Spieleabenden und Salsa-Partys bleibt die Planung flexibel. „Wir nehmen auf, was gut ankommt, und berücksichtigen Vorschläge der Gäste“, erklärt Hunger. Zum Semesterende trifft sich das Team, um gemeinsam über das Programm für die kommende Zeit zu beraten. Dabei wird entschieden, welche festen Veranstaltungen bleiben und welche neuen Formate eingeführt werden. „Wir sammeln Ideen, diskutieren sie und gestalten das Angebot weiter“, so Hunger.
Die Resonanz auf die Veranstaltungen variiert je nach Semesterphase. „Gegen Ende wird verstärkt gelernt, da sinkt die Besucherzahl etwas“, erläutert Hunger. Dennoch nutzten im Sommersemester 2024 rund 2.000 Studierende das Angebot. Besonders an Musik- und Tanzabenden zeigt sich die einladende Atmosphäre des Lokal International. Beim Karaoke-Abend am 28. Januar tanzten die Gäste sogar vor der Tür. „Die Stimmung ist locker, die Menschen sind offen – das gefällt mir besonders“, sagt ein Besucher.
Für das Engagement in der Förderung der internationalen Studierendengemeinschaft wurde das Projekt mehrfach ausgezeichnet. 2011 erhielt es den „Preis des Auswärtigen Amtes für exzellente Betreuung internationaler Studierender in Deutschland“, 2017 folgte die Ehrung als Ort des Respekts in Hessen.
Auch in Zukunft soll das Lokal International weiter wachsen – insbesondere durch die aktive Beteiligung der Besucher*innen. Um noch mehr Menschen für die Mitgestaltung zu gewinnen, organisierte das Team im November 2024 einen Tag der offenen Tür.
„Jede Idee ist willkommen“, betonte Hunger. Die Vision: Studierende sollen ihre Wünsche und Vorstellungen einbringen können, damit das Lokal International immer mehr zu einem Ort wird, der von ihnen selbst mitgestaltet wird.