https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/stadt-giessen/nachrichten-giessen/jlu-giessen-ausstellung-der-germanisten-widmet-sich-leben-von-karl-wolfskehl_20259663, Foto: Sebastian Bojarski

Praxis im Studium: Das Erstellen einer Ausstellung am Beispiel Karl Wolfskehls

Von Leonie Becker

So ziemlich jeder Germanistikstudent der JLU wird im Laufe seines Studiums vom Karl-Wolfskehl-Saal hören und dort Seminare besuchen. Es handelt sich dabei um den Seminarraum B128 im Phil I. Doch wer war dieser Karl Wolfskehl eigentlich?

Um diese Frage zu beantworten, erstellten wir – die Studierenden zweier Bachelorseminare – unter der Leitung unserer Dozentin Dr. Kirsten Prinz eine Ausstellung über den deutsch-jüdischen Dichter. 

Die Seminare wiederum fanden im Modul Literarische Bildung und kulturelle Praxis statt und sind bekannt für den ‚Blick über den Tellerrand‘: In den hier angebotenen Projektseminaren erleben die Studierenden ‚angewandte Germanistik‘. So entstehen Theaterstücke, Hörspiele, aber auch selbst konzipierte Ausstellungen zu einem spannenden Thema.

Mit der Ausgangsfrage nach der Person Karl Wolfskehl machten wir uns an die Arbeit und konzipierten in Kleingruppen Ausstellungstafeln. Dazu mussten wir uns selbst zunächst einmal einlesen:

Wir befassten uns mit einem breiten Themenspektrum, denn neben seiner Dichtertätigkeit war Wolfskehl auch Übersetzer, Netzwerker, Büchersammler und enger Freund von Stefan George. Anfangs war auch er „nur“ ein Student – in keiner anderen Stadt als Gießen! Es war kein leichtes Unterfangen, sich durch seine verhältnismäßig kurze Dissertation (33 Seiten!) über Germanische Werbungssagen zu arbeiten. Doch war es interessant zu sehen, welche sprachgeschichtlichen Themen den späteren Dichter besonders faszinierten.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Seminararbeit war Wolfskehls Flucht vor den Nationalsozialisten 1933 (erst nach Italien, dann nach Neuseeland). Während seiner Exilzeit setzte er sich dichterisch intensiv mit seiner Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinschaft auseinander. Das bedeutete für Wolfskehl einen inneren Zwiespalt: Er liebte sowohl die jüdische Tradition als auch seine deutsche Heimat und die deutsche Sprache.

Um das bewegte Leben Wolfskehls anschaulich darstellen zu können, mussten wir gleichsam in Detektivarbeit Bilder, Manuskripte und Handschriften aus verschiedenen Archiven suchen und mit diesen Kontakt aufnehmen. Wir hatten ein solch breites Spektrum an Themen, dass es unmöglich gewesen wäre, persönlich alle Dokumente zu sichten! Hier standen uns die Mitarbeiter der Archive und Bibliotheken helfend zur Seite.

Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Jetzt schmücken zehn Ausstellungstafeln zu den verschiedenen Aspekten des Dichters den Bereich vor dem Karl-Wolfskehl-Saal (B128) und erinnern nicht nur die Germanistikstudierenden an diesen vielseitigen Menschen.

Abrufbar ist die Ausstellung im Internet unter: https://www.karl-wolfskehl.de.