Von Rebekka Wolf
„Da kriegt man direkt Lust auf Unterricht“, sagt Janika Frei, als sie von den zahlreichen Materialien der Didaktischen Werkstatt Sprachen, kurz DW, berichtet. Die Angebotsvielfalt erstaunt die Projektleiterin selbst immer wieder. Der Raum im B-Gebäude des Philosophikums 1 ist geradezu perfekt ausgestattet: Die Regale sind mit Büchern, Lernspielen, Filmen und vielem Weiteren bestückt. Auf der linken Seite finden sich PC-Plätze und Gerätschaften wie Scanner und Laminiergerät. Die Bastelkoffer können am großen Gruppenarbeitstisch in der Mitte geplündert werden, während die blauen, roten und grünen Stühle dem Raum Schulflair verleihen. Vervollständigt wird die Werkstatt durch die Sofaecke im hinteren Teil des Raumes, die zum Verweilen einlädt. Somit wäre die DW öffnungsbereit, wäre da nicht eine Sache: Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Betrieb der Werkstatt noch nicht starten. „Die Studierenden fehlen uns einfach“, erklärt Janika Frei. Daher heißt es bereits seit einigen Monaten: Warten.
Gedacht ist die DW als ein Begegnungsraum für Lehramtsstudierende der Fächer Deutsch und Englisch an der Justus-Liebig-Universität (JLU). Zusätzlich zu einem umfassenden Literaturangebot lädt sie dazu ein, die Unterrichtseinheiten vor Ort zu planen und aufzubereiten. Die Idee für das Projekt geht auf Prof. Thomas Möbius zurück. Seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Janika Frei ist für die Realisierung verantwortlich. Unterstützt wird sie von den studentischen Hilfskräften Hannah Nebeling, Vera Apelt und Charlotte Knauth. Durch ihr Mitwirken bei der Gestaltung der DW sind sie mit den vorhandenen Medien vertraut und werden den Besucher*innen in Zukunft beratend zur Seite stehen. Auch weitere Mitarbeiter*innen aus der Germanistik sowie der Anglistik waren bei der Auswahl der Materialien involviert.
Die Didaktische Werkstatt Sprachen ist eine Antwort auf die häufig geäußerte Forderung der Lehramtsstudierenden nach mehr Praxisanteilen im Studium, so Vera Apelt und Hannah Nebeling. Als angehende Pädagoginnen sind sie selbst von der ungenügenden Vorbereitung auf den bevorstehenden Berufsalltag betroffen. „Im schlimmsten Fall hat man im Referendariat das erste Mal ein Deutschbuch in der Hand“, konkretisiert Janika Frei die Problematik. Daher dient die Werkstatt von nun an als Unterstützungsangebot, um dies zu vermeiden und die Professionalisierung der Lehrkräfte voranzutreiben. Interessierte können auf diesem Wege mit den Möglichkeiten der Unterrichtsvorbereitung vertraut werden. Von didaktischer Fachliteratur über Lehrbuchreihen bis hin zu Testverfahren ist für die gesamte Primar- und Sekundarstufe sowie für jegliche Schulformen alles in der DW zu finden. Die Schlüsselwörter, die das Team beim Erstellen der Bestandslisten geleitet haben, lauten: repräsentativ, vollständig und aktuell. „All das, was man bei uns findet, wird auch momentan an den Schulen verwendet“, betont Janika Frei. Außerdem soll das multimediale Lernen ermöglicht werden. Für die Primarstufe ergänzen unter anderem Bildkarten, Arbeitsblätter oder auch Spiele die üblichen Bücher. Auch für die höheren Klassen kann der Unterricht kreativ gestaltet werden: Kafkas Klassiker Die Verwandlung und Der Prozess sind beispielsweise als Graphic Novel zu finden. Ebenso Teil des Bestands sind Litertaturverfilmungen, wie Theodor Fontanes Effi Briest oder Thomas Manns Der Tod in Venedig. Darüber hinaus ist eine Sammlung an Unterlagen für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache sowie Differenzierungsmaterial vorhanden. Letzteres bietet Möglichkeiten, auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen einzugehen und mit individuell angepassten Aufgaben leistungsstärkere Schüler*innen zu fordern sowie leistungsschwächere zu fördern.
„Ein ganz besonderer Ort“ ist die DW für Janika Frei jedoch aufgrund des Werkstattcharakters. „Hier darf und soll gebastelt sowie geredet werden“, stellt Hannah Nebeling klar. Man finde nun alles, was man dafür benötigt, an einem Ort, „ohne von Bibliothek zu Bibliothek zu rennen“, betont sie. Dadurch sind außerdem die optimalen Voraussetzungen gegeben, um Seminare oder Workshops zu veranstalten. „Das Ganze ist auch ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal unserer Universität“, merkt Janika Frei an und hebt die Besonderheit des Begegnungsraumes hervor.
Dass die Didaktische Werkstatt aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht öffnen konnte, frustriert das Team. „Da sie als ein Begegnungsraum gedacht ist, konnte sie ihren Zweck bisher leider noch gar nicht erfüllen“, bedauert Hannah Nebeling. Solange noch nicht vor Ort gearbeitet werden darf, wird ein Scan-Service angeboten. Einen Überblick über die verfügbaren Medien verschafft die Bestandsliste auf der Homepage der DW. Dort wird auch das Eröffnungsdatum mitgeteilt. Wann auch immer es so weit ist — Janika Frei und die Hilfskräfte freuen sich darauf, den Studierenden ihr Angebot zeigen zu können. Sie hegen die Hoffnung, dass angehende Lehrkräfte aus der Didaktischen Werkstatt Sprachen Inspiration und Vorfreude auf den Schulalltag schöpfen können. Die Homepage der DW ist zu erreichen unter: http://www.uni-giessen.de/dws.