© Johanna Becker/Literarisches Zentrum Gießen

Rinkes Stücke zeichnen sich durch Gesellschaftskritik aus. Er schreibt über Themen wie Arbeitslosigkeit, Liebe und die Beziehung zwischen den Menschen in der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft. Dies wird in seinem 2001 erschienen Drama Café Umberto besonders deutlich. Darin erkundet und zeigt Rinke Formen der persönlichen Ausgrenzung durch die gegenwärtige Arbeitsmarktpolitik: Das Café Umberto ist einerseits ein Ort der Träume, andererseits befindet es sich im Gebäude der Agentur für Arbeit. Darüber hinaus halten Rinkes Stücke den Leser dazu an, über die eigene Beziehung zu reflektieren. Wie funktionieren Partnerschaften in einer materialistischen Gesellschaft? Können Liebe und Kapitalismus koexistieren? Dabei ist gerade die Eigendynamik der Figuren die treibende Kraft in seinen Stücken, wie Rinke selbst 2010 in einem Gespräch mit Petra Bolte-Picker betonte: “Stücke schreiben sich, wenn die Figuren lebendig sind, ab einem bestimmten Moment von selbst. […] Das ist immer das überraschende Moment für den einen Autor, wenn ein Stück von sich selbst schreibt, wenn Figuren plötzlich eine Reibung zum Autor entwickeln.”

Bezug zum Institut für Germanistik

Moritz Rinkes Verbindung zu Gießen und der Justus-Liebig-Universität beschränkt sich nicht nur auf sein Studium der Angewandten Theaterwissenschaften. Im Jahr 2015 übergab er seinen Vorlass an die Gießener Universitätsbibliothek. Er enthält unter anderem Korrespondenzen mit bekannten Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik sowie zahlreiche Dokumente zur Entstehung seiner Stücke und zu seinem Roman Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel. In Zusammenarbeit mit der Historikerin Annina Hofferberth und der Germanistin Melanie Grumt Suárez hat Prof. Kai Bremer, der damalige Institutskoordinator der Gießener Germanistik, diesen Vorlass erschlossen. Bremer lernte Rinke kennen, als er die Moderation für dessen Lesung im Literaturhaus Berlin übernahm. Diese Begegnung war der Anlass für Bremers 2010 erschienenen Sammelband Ich gründe eine Akademie für Selbstachtung: Moritz-Rinke-Arbeitsbuch. Neben zahlreichen Lesungen in Gießen fand auf ihre Initiative auch ein Fußballspiel zwischen der Autorennationalmannschaft, der auch Rinke angehört, und den Mitarbeitern und Studenten des Instituts für Germanistik statt.

Am 17.10.2019 las Rinke in der Universitätsbibliothek Gießen. Es moderierte der Germanist und Rinke-Experte Kai Bremer (rechts). 
Foto: © Literarisches Zentrum Gießen