https://pixabay.com/de/photos/känguru-australien-beuteltier-3964672/, Foto: CSITDMS

Von Ruben Streb

„Kannst du heute mal bezahlen?“, fragt das Känguru nach dem Essen.

„Heute?“, frage ich. „Mal?“, frage ich. „Ich muss immer bezahlen, weil du nie Geld mitnimmst.“

„Tja“, sagt das Känguru lachend. „So ist das in der Welt. Der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld.“

Trocken, unverblümt, ein bisschen zynisch und immer schonungslos ehrlich. In diesem Auszug aus Marc-Uwe Klings „Känguru Chroniken“ spiegelt sich ein für die mittlerweile vier Bände umfassende Känguru-Reihe typischer Humor wider. Und eben diese Eigenart der Komik repräsentiert den zentralen Forschungsgegenstand der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Carolin Haupt. Sie ist eine Mitarbeiterin der Professur für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaften und befasst sich mit dem vermeintlich für die Germanistik untypischen Thema zeitgenössischer Komik und Satire. Ihre Forschung umfasst unter anderem die Untersuchung historischer Definitionen dieser Begriffe sowie deren unterschiedliches Vorkommen und Wirken in verschiedenen Medien.

Doch wie kommt man zu einem solchen Thema? „Ich habe mich bei meinen Abschlussarbeiten immer gefragt, welche Bücher ich eigentlich gelesen habe. Was würde ich gerne nochmal in die Hand nehmen?“, so Frau Haupt im Interview. So kam sie zur jüngst sehr populären Känguru-Tetralogie des Autoren und Liedermachers Marc-Uwe Kling. In diesen meist in Dialogform erzählten Geschichten tragen er selbst und das Känguru als Hauptprotagonisten kurze komische Sketche vor. Politik, Lebensentwürfe oder auch die kleinen Ärgernisse des Alltags – alles wird trocken humoristisch skizziert.

Die Abschlussarbeit ihres Masterstudiums verfasste Frau Haupt zu Formen und Funktionsweisen des Komischen in Marc-Uwe Klings „Känguru“-Trilogie. Auch ihre Dissertation geht weiter in diese Richtung. So soll die Vielschichtigkeit von Klings Komik begrifflich erschlossen werden. Daher beschäftigt sich Frau Haupt sowohl mit gegenwärtigen als auch historischen Konzepten des Komischen, wobei der Themenschwerpunkt auf verschiedenen Definitionen und Darstellungsmöglichkeiten liegt. Ihre Forschung dient daher einer Begriffsfindung zur Komik. So sind zwar die Pointen des Kängurus sprachlich simpel gestaltetet, geben jedoch je nach kulturellem oder gesellschaftlichem Wissen immer neue Bedeutungen frei.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin hat Frau Haupt noch weitere Projekte. So hat sie jüngst an den beiden Veröffentlichungen „Komik der Integration“ (Aisthesis) und an dem Band „Kulturwissenschaftliche Konzepte der Transplantation“ (De Gruyter) redaktionell mitgewirkt. Darüber hinaus befasst sie sich noch mit sozialen Aspekten der Komik. Denn nur wer tatsächlich gesehen wird, über den wird auch gelacht. „Die Art und Weise wie wir auswählen sagt viel über uns aus. Wir sind in unserem Komikgeschmack durch und durch kanonisiert.“, so Frau Haupt im Interview. Daher dreht sich beispielsweise eine Sitzung ihres Seminars zu Komik und Satire um den Vergleich zwischen stereotypisch ‚männlicher‘ und ‚weiblicher‘ Komik. Beide werden thematisch miteinander verglichen und spiegeln oft erkennbare Geschlechterrollen wider. Auf Basis dieser Beobachtungen können die meist von männlichen Autoren verfassten Theorien zur Komik noch einmal diskutiert werden. So können einseitige Beschreibungen aufgedeckt und um weitere Perspektiven erweitert werden. Es wird an diesem Beispiel aufgezeigt, inwiefern eine selektive Wahrnehmung eine Blase um einen herum schafft, die eine unvollständige Anschauung der Dinge abbildet. Diese unvollständige Darstellung kann jedoch durch Reflektion überwunden werden. „Ich glaube das ist eine große Chance, die wir in den Geisteswissenschaften haben. Wir können zeigen, inwieweit Kanonisierung uns alle betrifft und über neue Möglichkeiten jenseits etablierter Komikformen nachdenken.“